Informationen geprüft und erstellt in Kooperation mit der Biochemikerin Dr. Sarah Schunter aus München.
Informationen geprüft und erstellt in Kooperation mit der Biochemikerin Dr. Sarah Schunter aus München.
Unter den Sammelbegriff Mikroplastik fallen verschiedene Plastikpartikel, die kleiner als 5 mm sind. Für gewöhnlich sind diese Partikel in Sonnencremes, anders als etwa in Peelings, nicht zu „spüren“. In Sonnencremes bewirkt Mikroplastik, dass sich das Produkt leicht und angenehm verteilen lässt und sich ein gleichmäßiger Film auf der Haut bildet. Auch die meisten wasserfesten Sonnencremes sind auf den Einsatz von Mikroplastik angewiesen.
Eine Sonnencreme ohne Mikroplastik ist zwar möglich, aber bedeutet, dass sich diese Sonnencreme kosmetisch betrachtet, weniger komfortabel verhält. Im Vergleich zu konventionellen Sonnencremes halten Sonnencremes ohne Mikroplastik schlechter auf der Haut, sind pastös oder schmierig und hinterlassen daher oftmals ein unangenehmes Hautgefühl.
Für den Menschen geht von Mikroplastik zunächst kein gesundheitliches Risiko aus, dennoch sind viele Verbraucher*innen kritisch. Über die Haut gelangen übrigens keine nennenswerte Mengen an Mikroplastik in den Körper, da die Teilchen für die Maßstäbe der Haut zu groß und sperrig sind – dafür müsste man Kosmetikprodukte schon essen. Umstritten ist Mikroplastik vor allem aufgrund ökologischer Aspekte.
Für den absoluten Großteil der als Mikroplastik eingestuften Stoffe gibt es noch keine allgemeingültigen Informationen zu ihrer Umweltverträglichkeit. Fakt ist, dass sich Mikroplastik in nahezu allen Gewässern der Welt wiederfindet. Was es dort für potenzielle Folgen haben kann ist derzeit nicht genau verstanden – dass es dort aber eigentlich nicht hingehört, scheint logisch. Dabei stammt das Mikroplastik in Gewässern nur zu einem sehr geringen Anteil (etwa 2 %) tatsächlich aus der Kosmetikindustrie. Der Großteil resultiert aus Plastikabfällen, Abrieb von Reifen oder Straßenbelag und Waschprozessen synthetischer Bekleidungsmaterialien.
Möchtest du dennoch aktiv auf Mikroplastik in deinen Kosmetikprodukten verzichten, wirf einen Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe (INCI). Begriffe wie “Acrylate” oder “Copolymer” können ein Hinweis auf Mikroplastik sein.
Die Verbraucherzentrale hat eine Liste mit INCI-Bezeichnungen für in Kosmetika eingesetztes Mikroplastik veröffentlicht:
Die mineralischen UV-Filter Titandioxid und Zinkoxid sind unlösliche Mineralsalze, die für die Verwendung in Sonnencremes in möglichst kleinen Partikeln vorliegen sollten. Besonders kleine Partikel, die noch kleiner als Mikroplastik sind, bezeichnet man dabei als Nano-Partikel (Durchmesser: 1 bis 100 Nanometer). Der Vorteil von Nano-Partikeln lässt sich wie folgt herunterbrechen: bessere Schutzleistung der Filter, stabilere Formulierung, leichtere Verteilbarkeit auf der Haut, angenehmere Haptik sowie eine geringere Tendenz zum Weißeln.
Rein technisch und aus Anwendersicht betrachtet, haben Nano-Partikel also einige Vorteile. Dennoch haftet ihnen der Ruf an, gesundheits- und umweltschädlich zu sein. Auch wenn beide Risiken derzeit nicht umfassend untersucht sind, verzichten viele Verbraucher*innen bewusst auf Nano-Partikel. Auf der Inhaltsstoffliste sind Nano-Partikel recht einfach zu entdecken: ob deine Sonnencreme Nano-Partikel beinhaltet, kannst du das anhand der auf der Verpackung aufgelisteten Inhaltsstoffe erkennen. Enthält ein Produkt Nano-Partikel, so muss das laut EU-Kosmetikverordnung an dieser Stelle mit dem Zusatz „Nano“ deklariert werden.
Mittlerweile sehen wir uns sogar mit der Frage konfrontiert, ob wir durch die Verwendung bestimmter Sonnencremes Meeresbewohnern, Korallen oder Mikroorganismen schaden könnten. Sei es durch die Ablagerung von Mikro- oder Nanopartikeln oder durch die Verwendung bestimmter Lichtschutzfilter. Die UV-Filter Octinoxate und Oxybenzone stehen im Verdacht, Korallenriffe zu schädigen. Dieser Verdacht geht so weit, dass diese beiden Filter im US-Staat Hawaii ab 2021 nach dem hawaiianischen Riffgesetz verboten werden. Octinoxate und Oxybenzone sind relativ leicht zu vermeiden. Da sie hierzulande aufgrund ihres sensibilisierenden Potentials für den Einsatz in Sonnencremes inzwischen häufig gemieden werden, finden sich die beiden Filter immer seltener in modernen Sonnencremes.
Viele Hersteller reagieren und labeln ihre Sonnencremes inzwischen als „reef-friendly“ oder „reef-save“. Aber Achtung, diese Begriffe sind bislang weder geschützt, noch ist klar definiert, was sich eigentlich genau dahinter verbirgt. Im weitesten Sinne sind damit Sonnencremes gemeint, die für die Umwelt möglichst wenig Schaden bedeuten. Aber ob dies nur die beiden genannten UV-Filter einschließt oder auch andere bislang nicht genauer untersuchte Filter betrifft, ist nicht geklärt.
So schön der Gedanke von korallenfreundlichen Sonnencremes im Ansatz auch ist: Die Ozeane und Korallen werden wir mit derartig deklarierten Produkten leider nicht retten können. Denn Schuld am Korallensterben ist in entscheidender Instanz die Erwärmung der Weltmeere und weniger der Einsatz von UV-Filtern. Vor allem moderne UV-Filter gelten als sicher für Umwelt und Gesundheit. Dennoch ist sicherlich unbestritten, dass UV-Filter (neben vielen weiteren Dingen) nichts in den Weltmeeren verloren haben.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.